Den Willen Jesu Christi tun und sein Haus auf Fels bauen. Synodalität und Petrusnachfolge
Achtung, Respekt und Wertschätzung derjenigen Frauen und Männer, die Außergewöhnliches „leisten“(1) für eine neue, innovative, noch nie dagewesene Zukunft der römisch-katholischen Kirche statt Larmoyanz, Ignoranz Andersdenkender, Blockade und zermürbendem Sich-immer-wieder-im-Kreis-Drehen mit den gleichen Problemen, das wäre angesagt. Wertschätzung der Laien und Wertschätzung der geistlichen Männer (Kleriker und Mönche) und Frauen (Nonnen) in der römisch-katholischen Kirche – beides.
Klare Worte, wo Worte im Überfluss aus den Mündern Unkundiger fließen. Es gehört nicht viel dazu, dass der Mund aufgeht und irgendetwas herauskommt, das unzutreffend, falsch, bösartig oder borniert ist.
Eine Synode oder mehrere Synoden sind keine Allheilmittel. Das wissen evangelisch-lutherische Christinnen und Christen sehr gut. Die Texte von evangelischen Synoden haben keinesfalls mehr religiöses oder theologisches Gewicht wie die Texte von Klerikerinnen und Klerikern.
In der römisch-katholischen Kirche kommt es darauf an, dass man das, was für den Glauben gut ist, tut. Es kommt nicht auf das Rede an, weder auf das exponierte Reden noch auf das dialogische Sprechen. „Wer meine Rede hört und sie tut, den vergleiche ich mit einem klugen Mann, der sein Haus auf einen Felsen baute“ (Matthäus 7,24), sagte Jesus Christus und zu Petrus sagte er: „Du bist Petrus, auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“ (Matthäus 16,18).(2) Oft wäre es besser, wenn man in der Kirche weniger diskutieren würde und mehr den Willen Gottes verwirklichen würde und für ihn einfach nur arbeiten würde.
Wirklich genial sind nur sehr wenige Ideen. Probleme wie den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen hat nun wirklich jede und jeder auf dieser Welt als absolutes No-Go seit 2010, seit Papst Benedikt XVI. mit der Aufarbeitung des gewaltsamen und sexuell motivierten Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in der römisch-katholischen Kirche begonnen hat, wahrgenommen.
Nicht darüber reden, sondern aktiv den Missbrauch verhindern. Redet nicht herum. Nehmt Nöte wahr und stellt Euch ihnen entgegen. Helft, wenn ihr könnt. Seid sensibel für anders denkende Gläubige. Seid nicht verbockt und verstockt. Grenzt keinen Menschen aus. Nehmt Euch in der Gemeinschaft der Glaubenden wahr.
Das meint Papst Franziskus mit seinem Aufruf zu einem zweijährigen synodalen Prozess.(3) Papst Franziskus musste auf die unaufhörlichen Meckereien und Mäkeleien reagieren. Sich aus der Verkrustung des eigenen Verstocktseins zu lösen, kann durch synodale Effekte bewirkt werden. Sich als Teil einer alles umfassenden Kirchengemeinschaft zu begreifen, kann sich als Gefühl eines synodalen Prozesses entwickeln.
Ich persönlich bin dennoch der Meinung, dass er unnötig ist. Es wird so viel Zeit mit Reden und den doch erwartbaren und immer gleichen Problemdarstellungen verbracht.
Meiner Meinung nach ist es fraglich, ob genau jetzt der Zeitpunkt ist, um einen weltweiten „Synodalen Weg“ zu beschreiten. Papst Franziskus schlägt vor allem ein verändertes Sprech-und Rezeptionsverhalten als Wegmarkierung für den „Synodalen Weg“ vor. Meiner Meinung nach gehen seine Vorschläge in Richtung einer individuellen geistlichen Rekreation und Erneuerung. Diese innere Neuevangelisierung ist ein individuelles geistliches Vorgehen. Eine Gruppierung von über hundert Teilnehmenden wirkt da eher kontraproduktiv.
Ein weiteres Argument spricht stark dafür, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen weltweiten „Synodalen Weg“ ist. Synoden sind Versammlungen, auf denen Themen diskutiert werden. Sie können geistlich begleitet werden. Dennoch bleibt das Endergebnis, dass sich zumeist mindestens zwei „Lager“ herausbilden. Vollkommene Einigkeit und Einheit waren noch nie das Ergebnis einer Synode.
Sollte es in nicht allzu ferner Zeit einen Papst oder eine Päpstin in der römisch-katholischen Kirche geben, so wird es deren erste und ehrenvollste Aufgabe sein, die Weihe von Frauen zu Priesterinnen in die Wege zu leiten, indem die Seminare für angehende Priesterinnen geöffnet werden bzw. neue Seminare mit ihrer Arbeit beginnen und indem geeignete Theologinnen zu Bischöfinnen der römisch-katholischen Kirche geweiht werden. Solche Reformprozesse in der römisch-katholischen Kirche bedürfen der intensiven Wahrnehmung durch die Laien weltweit. Es wäre somit nur sachlich logisch gewesen, einen „Synodalen Weg“ erst dann einzuberufen, wenn es die Beschlüsse zur Umsetzung der Neuerungen für die Weihe von Frauen zu Priesterinnen in der römisch-katholischen Kirche zu vollziehen gilt.
An diesem Punkt waren Papst Benedikt XVI. und ich schon zu Zeiten seines Pontifikates unterschiedlicher Meinung. Papst Benedikt XVI. sah eine Synode als die geeignete Gesprächsform vor der Zulassung von Frauen zur Weihe von Priesterinnen an. Ich meine, dass eine Päpstin nach ihrer Wahl zuerst ein Konzil einberufen könnte und dass dessen Ergebnisse dann durch Synoden umgesetzt werden könnten.
Der von Papst Franziskus am 7. September 2021 angeregte weltweite „Synodale Prozess“ könnte gerade in Bezug auf die Schaffung von Freiräumen, die von Streitigkeiten und Divergenzen unbelastet sind, kontraproduktiv wirken. Der „Synodale Weg“ regt dazu an, die eigene Positionierung zu finden. Wenn dann ein Reformprojekt wie die Weihe von Frauen zu Priesterinnen in der römisch-katholischen Kirche tatsächlich von einem Papst oder einer Päpstin auf den Weg gebracht werden würde, sind die Meinungen dazu im Nachklang des weltweiten „Synodalen Wegs“ bereits festgefahren. Die Teilnehmenden des weltweiten „Synodalen Wegs“ könnten ihr Engagement dann als Zeitverschwendung ansehen und die finanziellen Ausgaben für die Organisation des weltweiten „Synodalen Wegs“, die erheblich sein werden, bedauern. Denn es ist nicht zu erwarten, dass ein Laien-Diskussionsforum die theologisch und juristisch zutreffenden Maßnahmen kennt, die zu einer Einführung der Weihe von Frauen zu Priesterinnen notwendig sind.
Sachlich zutreffender wäre es, wenn der Papst oder die Päpstin, die die Einführung der Weihe von Frauen zu Priesterinnen erwägt, ein Konzil einberufen würde. Die Beschlüsse dieses Konzils könnten anschließend in synodalen Foren rezipiert werden.
An Stelle von Laien-Delegierten sollten sich alle römisch-katholischen Christinnen und Christen auf den Weg in eine neue, geschlechtergerechte und ökumenische Zukunft begeben. Als Christin und als Christ zu leben – darauf kommt es für jede und jeden einzelnen an. Noch überzeugter glauben. Sich dem Glauben überlassen. Sein Leben immer im Licht des Glaubens interpretieren. Dafür sollte man seine Zeit verwenden anstatt an der Kirche herumzukritisieren. In der Bibel steht nirgends, dass man über Jahre an der Kirche herumkritisieren soll.
Es ist so spannend, sich dem Willen Gottes zu überlassen, der einer Person ganz persönlich gilt. Ich möchte keine einzige synodale Debattenrunde dafür eintauschen. Gott kommt, wie es der Prophet Elia erlebt hat, im Säuseln des Windes (1. Könige 19,12 f).
Ich wünsche dem auf zwei Jahre angelegten synodalen Weg, den Papst Franziskus am 7. September 2021 angeregt hat, dass er eine therapeutische und heilende Wirkung für die schon
lange Unzufriedenen in der römisch-katholischen Kirche hat, dass sie zum Zentrum des Glaubens finden.
Elke Göß
(1) Das Verb „leisten“ ist im christlichen Kontext im Sinne der Topoi Gesetz und Evangelium zu verstehen.
(2) Bei Matthäus 7,24 ist von einem klugen Mann die Rede. Jesus Christus würde heute seine Reden sicher an Männer und Frauen adressieren.
(3) Vgl. Documento Preparatorio della XVI Assemblea Generale Ordinaria del Sinodo del Vescovi, 11.09.2021, Documento Preparatorio della XVI Assemblea Generale Ordinaria del Sinodo dei Vescovi (vatican.va),11.09.2021; vgl. For a Synodal Church: Communion, Participation, and Mission Vademecum für the Synod on Synodality, 11.09.2021, For a Synodal Church: Communion, Participation, and Mission Vademecum for the Synod on Synodality (vatican.va),11.09.2021
Regensburg, 11. September 2021
update: 12. September 2021
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Installation: June 14, 2021
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